Aller guten Dinge sind drei

Nordlicht über Mitteleuropa am 10. Oktober 2024


Beitrag zusammengestellt von Werner Wöhrmann und Dr. Gerold Holtkamp


Die Sonne ist in ihrem elf-jährigen Aktivitätszyklus bei ihrem Maximum angekommen. Zum dritten Mal in diesem Jahr konnte von Mitteleuropa aus Nordlicht beobachtet werden (s.a. die Berichte hier auf kosmos-os.de). Solche Himmelslichter über Osnabrück zu sehen – und das drei Mal in einem Jahr – ist etwas ganz Besonderes!


Am 08.10.24 um 01:.56 Uhr registrierte der Sonnensatellit Soho einen starken koronalen Massenauswurf auf der Sonne, verursacht vom Sonnenfleck AR 3848. Der Auswurf zielte genau auf die Erde und war für das Nordlicht am 10.10.24 verantwortlich. Der Sonnenwind erreichte Geschwindigkeiten von bis zu 800 km/s. Das sprach für seine Stärke. Die Sonnenteilchen erreichten die Erde um ca. 17.30 Uhr. Dort reagierten sie mit der Erdatmosphäre und wir bekamen ab Dämmerung ein wunderschönes Nordlicht zu sehen.


Auf dieses Ereignis bereiteten sich einige Mitglieder von kosmos-os vor. Das Wetter der letzten Tage gab nicht viel Hoffnung, aber der Wetterbericht für Donnerstag sah dann doch gut aus. So war es dann auch. Der Himmel war klar, der Mond stand im Süden. Gute Voraussetzungen.


Die Standorte waren durchaus verschieden. Werner bei Icker in der Nähe von Osnabrück hatte den dunkelsten Standort, was beim Nordlicht ein großer Vorteil ist. Aber auch an den städtischen Standorten von Friedrich in Georgsmarienhütte und Gerold in Osnabrück sollte es versucht werden. Olaf, auf Urlaub in England, hatte keinen städtischen, aber auch keinen vollständig dunklen Standort.


Hier ein kleiner Ausflug in die persönlichen Erfahrungen einiger kosmos-os Freunde beim Polarlicht am 10. Oktober 2024:


Nordlicht über Icker

Werner Wöhrmann


In der Abenddämmerung des Donnerstag, 10.10.2024, stellte ich mein Stativ mit Kamera direkt an meinem Haus in der Nähe von Icker auf. Gegen 19:50 Uhr war es dunkel genug, um zu beginnen. Bald war das Nordlicht auch mit bloßem Auge zu sehen. Nicht ganz so farbig wie im Display der Kamera, aber dafür live.


Ein Nachbar kam vorbei. Der war ganz erstaunt, das Ergebnis auf dem Display zu sehen. Die Verfärbung des Himmels wäre ihm nicht aufgefallen. Es gab mal mehr mal weniger Streamer zu sehen. Am Horizont war eine grünliche, eine rote bis violette Färbung zu sehen. Gegen 23:30 Uhr zeigte meine Kamera immer weniger Einzelheiten, so dass ich abgebrochen habe, obwohl das Nordlicht immer noch aktiv war. Es war nicht so grandios wie im Mai diesen Jahres, Aber ein astronomisches Erlebnis war es allemal, solch ein intensives Nordlicht in unseren Breiten zu sehen!


Der Sonnensturm war die ganze Nacht und auch am Freitag aktiv. Leider nicht bis in den Abend hinein. So konnte ich Freitagabend kein Nordlicht mehr sehen.


Daten: Kamera EOS 600D, Brennweite 20mm, Blende 5, ISO 1600, 8 Sek. belichtet


Der Blick nach Norden
Ein Streamer erscheint

Video aus 57 Einzelaufnahmen



Nordlicht über Grange-over-Sands, England

Olaf Homeier


Das Ereignis habe ich auf dem Campingplatz Meathop Fell bei Grange-over-Sands erlebt. Das liegt im Westen von England, südlich des Lake District an der Mündung des Flusses Kent. Da das Campingleben sehr entspannend ist, hätte ich das Nordlicht fast verpasst. Auf die anstehende Polarlichtwahrscheinlichkeit bin ich gestoßen worden, weil in der WhatsApp-Gruppe von kosmos-os und auf dem Darkmatters-Discord allgemeine Aufgeregtheit herrschte. Ansonsten hätte ich das wohl verpasst.


Auf den Bildern meiner AllSky-Kamera (Standort ist in Pye, Osnabrück) kann man sehr schön sehen, welche Vielfalt am 10.10. an Polarlichtern durch die Nacht geisterte, obwohl die Bewölkungs- und Wetterbedingungen wahrlich nicht die besten waren.


Am Keogram kann man schön erkennen, dass die Polarlichter die ganze Nacht über immer wieder auftauchten. Das Keogramm wurde aus einzelnen Bildern der Allsky-Kamera erstellt, die während der Nacht aufgenommen wurden. Aus den Originalbildern sind die jeweils gleichen schmalen senkrechten Bildausschnitte in das Keogramm von links nach rechts eingefügt. So ergibt sich eine Zeitreihe, aus der das Geschehen der Nacht auf einen Blick zu sehen ist.


Die Einzelaufnahmen sind mit der Nikon Z8 gemacht, 28-75mm Zoomobjektiv auf 28mm, Blende 2.8, ISO3200, Zeit meist 2 Sekunden.


Die Campingplatzbeleuchtung konnte das Nordlicht nicht völlig überstrahlen
Grün, Rot, Violett – alle Farben leuchteten auf

Zeitraffervideo (je 60s Einzelbelichtung) meiner AllSky-Kamera in Pye, Osnabrück von 19:05 Uhr 10.10.24 bis 6:56 Uhr 11.10.24

Keogramm aus einzelnen Bildern der Allsky-Kamera



Nordlicht über Georgsmarienhütte

Dr. Friedrich Ferié


Der 10.10.24, ein Donnerstag verlief eigentlich normal bis dahin. Gerade hatte ich die wunderschönen und lehrreichen Fotos und Reiseberichte vom Radioteleskop Effelsberg der Reisegruppe von kosmos-os verkraftet, ebenso wie die Aufnahmen der Sadr Region im Sternbild Schwan. Schon am 02.10.24 gab es eine Ankündigung von Achim über die Erscheinung eines erhöhten CME. Bisher hieß CME für mich das Lernen für Fortbildungspunkte in der Medizin. Am 03.10 machte mir Gerold Hoffnung mit faszinierenden Fotos aus Island von Polarlichtern. Die Reisegruppe von kosmos-os lieferte exzellente Bilder von Polarlichtern in der Nähe von Reykjavik. Dafür schickte ich ein „Oh mein Gott,  Dankeschön an die fleißige Gruppe“. Am Samstag, 05.10.24, träumte ich in Farben nachts unter dem Sternenbild Schwan: Ach, wenn ich doch nur einmal im Leben so einen Anblick hätte ….


Am 10.10, dem bewussten Donnerstag, schrieb Achim um 12.30 h: Die Sternstunde am Samstag sei offiziell abgesagt. Wolken behinderten die Sicht. Ich musste intensiv seufzen, schon wieder nichts. Gerold hatte meine Tristesse verstanden und schrieb Tröstendes. Morgen!!!


Um 18.22 h ein plötzliches Aufschrecken über eine Info von Thomas: Es kommt eine CME mit Traumwerten. Ich war diskret, aber doch deutlich elektrisiert. Erst recht, als Werner um 20.44 h von visuell wahrnehmbarem Polarlicht berichtete. Er schickte dann sogleich ein Foto um 20.50 h von seiner Kamera, ein Farbspiel von Dunkelrot bis zu hellem Orange. Um 20.57 h sieht Thomas rote Streamer, wie machen die das bloß? Ich werde kribbelig. Die Ereignisse überschlagen sich, Bernd schickt Fotos vom Balkon vom Westerberg und Gerold vom Sonnenhügel.


Einen Süd-Balkon habe ich auch und ein Kippfenster zusätzlich. Das Stichwort Balkon beendet urplötzlich meine Kindheitsträume, abrupt und endgültig. Das Handy iPhone 12 Max Pro wird von einer Klemmbacke mit Alurohr auf ein Holzbrett geschraubt. ausgerichtet unter dem nördlichen Klappfenster. Meine Frau Anne passt auf das kippende Fenster und die Belichtungszeit von 5 sec. auf: Ich sehe wirklich Rot wie Thomas! Mein Gott, der Baukran muss auch noch als Realitätsbeweis mit ins Bild. Das glaubt sonst keiner. Fotos auslösend läuft die Handykamera.  Endlich habe ich auch mein Polarlicht-Foto und das auch noch in Georgsmarienhütte, wo doch sonst so was nie vorkommt.


Danke Community kosmos-os! Ich hätte sonst weitergeträumt.


Meine Aurora borealis



Nordlicht über dem Sonnenhügel in Osnabrück

Dr. Gerold Holtkamp


Ich selbst hatte gar nicht so genau darauf geachtet, aber von Werner kam die Nachricht, dass Nordlicht „im Anmarsch“ sei und das Wetter vielversprechend. So war ich motiviert. Mein Antrieb reichte aber nicht, um bis nach Icker zu fahren. Also baute ich am Abend nach Einbruch der Dunkelheit Stativ und Kamera im eigenen Garten auf. Der Blick nach Norden, insbesondere bis zum Horizont, ist zwar nicht völlig frei, aber vielleicht würde das Nordlicht – wenn es denn käme – genügend an Höhe gewinnen …..


Es kam! Es war tatsächlich hoch genug, so dass ich es zwischen Kirchturm und Bäumen gut sehen konnte. Für mich eine absolute Premiere, Nordlicht von zuhause aus zu beobachten!


Blick nach Norden gegen 21 Uhr MESZ
Kamera Canon 6D, ISO3200, 50mm, F1.4, 0,6s

Blick nach Norden, Video aus 176 Einzelaufnahmen
Kamera Canon 6D, ISO3200, 14mm, F2.8, 2s

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