Bau einer Taukappe

Dr. Gerold Holtkamp, 8.9.2023


Was ist der Unterschied zwischen einem Meister und Tau? Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen …. Wohl aber Tau. Das musste ich schmerzlich beim letzten Westhavelländer AstroTreff feststellen (s. Bericht auf dieser Homepage). Die Nähe zur Havel am dortigen Veranstaltungs- und Beobachtungsort sorgt für sehr viel Feuchtigkeit in der Luft, so dass selbst im August der Tau für den nächtlichen Beobachter zum Problem werden kann.


Tau fällt meist ziemlich senkrecht von oben. Mein Newton-Teleskop mit 250 mm Öffnung ist – wie alle Teleskope dieser Bauart – nach oben offen. Steht das Beobachtungsobjekt hoch am Himmel ist für den Tau nichts mehr im Weg, um in das Teleskop einzudringen. Dabei ist der Hauptspiegel – weit hinten im Tubus – nicht so sehr betroffen wie der Fangspiegel – weit vorne -. Da nützt es auch nichts, dass der Spiegel nach unten gerichtet ist.


Es musste also Abhilfe her, damit nicht wieder eine vielversprechende Beobachtungsnacht nach einer Stunde o.ä. abgebrochen werden müsste. Eine Taukappe kann hier eine Menge helfen, weil sie den Weg für den Tau größtenteils verstellt. Bei Beobachtungen nahe am Zenit nützt sie natürlich weniger. Langfristig muss also auch eine Fangspiegelheizung eingebaut werden.


Im Folgenden zeige ich den bebilderten Werdegang meiner neuen Taukappe. Motto: Mit einfachen Mitteln große Wirkung erzielen.



Als Material dient eine Isomatte, die man im Trekkingladen oder Internet für wenig Geld bekommt. Ich habe unter 10 Euro einschl. Versand bezahlt. Sie ist 0,8 cm dickem EVA Schaumstoff, 200 cm lang und 55 cm breit. Die Matte sollte lt. Verkäufer eine schwarze Farbe haben, ist eher dunkelgrau, aber matt (wie schon der Name sagt … 😉 ). Außerdem wird noch selbstklebendes Klettband benötigt, dass man in jedem Baumarkt bekommt. Als Werkzeug braucht man lediglich ein scharfes Messer, einen Zollstock und ein Lineal für eine gerade Schnittkante.



Bevor ich mit dem eigentlichen Bau beginnen konnte, musste ich noch testen, ob die Breite (s. o.) der Iso-Matte (das ist die spätere Höhe der Taukappe) das Gesichtsfeld des Teleskops einschränken würde. Ich hatte noch Reste einer Noppenfolie, die sich gut für diesen Zweck eignete.



Das Testergebnis war positiv: Ich konnte die volle Breite der Iso-Matte verwenden.



Die Isomatte wurde auf die Länge des Umfangs des Teleskop-Tubus plus ca. 5 cm geschnitten. Auf der einen Seite wurde das weiche Klettband genau an die Schnittkante geklebt. Anschließend wurde am Tubus die genaue Position für das raue Klettband ermittelt.



Beide Klettbänder wurden mit etwas Schweren (was gerade so da ist ….) für ca. 10 Stunden auf den Schaustoff gedrückt. Danach sollte die Verbindung gut halten.



Danach konnte auch der überstehende Rest der Iso-Matte abgeschnitten werden.



Hier wartet die Taukappe auf ihren ersten Einsatz. Man erkennt noch am unteren Ende der Taukappe ein Haltegummi, dass aus den zwei Ringgummis, mit der die Matte geliefert wurde, gefertigt ist. Erste Beobachtungen von Objekten im sehr hoch stehenden Herkules in einer Nacht – mit Tau – waren erfolgreich, d.h. kein Beschlag im Teleskop – auch nicht nach mehreren Stunden!