Dr. Gerold Holtkamp, 8. August 2022
Die Säuleneinweihung
Es ist immer schön, wenn man etwas einweihen kann. So war es auch am 30. Juli 2022, als meine Astro-Kollegen und ich zusammen meine neue Teleskopsäule eingeweiht haben. Bei bestem Wetter und 3K (Kaffee, Kuchen, Kaltgetränke) ging der „feierliche Akt“ über die Bühne. Davor lag natürlich der Werdegang der Säule, eine etwas längere Geschichte ..……..
„Corona ist an allem schuld“ oder Beobachtung aus dem Garten trotz Lichtverschmutzung
Als im März 2020 die Corona-Pandemie ausbrach, waren wir faktisch auf unsere Wohnung bzw. unser Haus eingeschränkt. Man durfte fast nicht vor die Tür. Lange Zeit waren auch keine Gemeinschaftsaktionen möglich. In der Zeit wagte ich den Versuch, aus meinem Garten mit einer Reisemontierung, einem 300mm Teleobjektiv und meinen Kameras Canon 500DA und Canon 6D Deep Sky Objekte aufzunehmen. Versuch deshalb, weil der Garten im Osnabrücker Stadtgebiet liegt. Ich hatte nicht viel Hoffnung, dass das wegen der starken Lichtverschmutzung etwas werden würde. Aber ich brachte noch einen CLS-Filter zum Einsatz, und – o Wunder – es gelangen mir einige ganz passable Aufnahmen. Als dann im März 2021 die Nova V1405 Cas aufleuchtete, habe ich mit meinem Astro-Kollegen Thomas Kunzemann über ein volles Jahr die Entwicklung der Helligkeit verfolgt, Thomas aus Preußisch-Oldendorf, ich vor allem aus meinem Garten. Von da an war auch der Himmel über Osnabrück für mich offen für die Astrofotografie wie auch die Fotometrie.
Geliehene Instrumente
Das ist das Schöne an einer Gruppe Gleichgesinnter der Astronomie: Man bekommt eine Menge Unterstützung! Ein Kollege (Achim Tegeler) hatte mir zur freien Verfügung (!) ein 8“/1000mm Newton Teleskop, einen apochromatischen Refraktor 80mm/600mm und – ganz wichtig (wird nicht immer gewürdigt) eine EQ5-Montierung überlassen. Damit gelangen mir einige – für mich – schöne Aufnahmen, die natürlich mehr Details hatten als die mit dem einfachen 300 mm Objektiv aufgenommenen. Die Motivation, am Ball zu bleiben, stieg. Auch konnte ich jetzt die klaren Momente des Osnabrücker Himmels, der oft wolkenverhangen ist, unmittelbar ausnutzen. Eine lange Anfahrt entfiel. Wenn das Einnorden schnell klappte – es handelte sich schließlich um ein mobiles Dreibein – waren oft schon zwei Stunden ohne Wolken ausreichend.
Eigenes Equipment
Nach den erfolgreichen Garten-Beobachtungen, war es in mir dann soweit: Ich wollte was Eigenes kaufen. Die Wahl fiel – wieder nach vielen Beratungen mit den Astro-Kollegen – auf die Montierung AZ EQ6. Außerdem konnte ich das Teleskop APO 80/600 nun mein Eigen nennen.
Jetzt war alles gut! Bis ich eines Nachts mein Teleskop plus Kamera und Stativ einschließlich Gegengewichten vor drohendem Regen unter das Terrassendach in Sicherheit getragen habe – alles zusammen auf einmal! Daran hat mich dann mein Rücken noch einige Tage später erinnert. Es musste etwas geschehen! Ein fester Aufbau musste her! Aber eine richtige Sternwartenhütte wäre für den Garten zu groß gewesen.
Die eigene Garten-Teleskopsäule
Nach langer Diskussion, wieviel zusätzliche Astro-Konstruktion unser Garten aushalten würde, fiel die Entscheidung auf eine feste Säule, die auf einem Betonfundament ruht. Das war allerdings das Minimum, was nötig ist. Auf der Betonsäule sollte dann die Montierung mit einem Adapter befestigt werden. Beides, Säule und Montierung, sollten durch eine Holzeinhausung – im Prinzip ein kleines Sternwartengebäude – vor der Witterung geschützt werden. Teleskop und Gegengewichte sollten für die Beobachtung jeweils auf- bzw. abgebaut werden, was aber sowohl gewichts- als auch zeitmäßig nicht zu anspruchsvoll sein würde. Die Steuerung von Teleskop und Montierung sollte vom Fahrradunterstellplatz erfolgen. Da wäre ich vor Tau und Wind sehr gut geschützt. Die Position im Garten war mir durch meine vorherigen mobilen Beobachtungen klar: Möglichst wenig direkt einstrahlendes Licht und weit genug von Bäumen und Häusern entfernt.
Wieder bekam ich Unterstützung bei Bau des Betonadapters vom o. g. Astrokollegen. In seiner perfekt eingerichteten Keller-Feinmechanik-Werkstatt wurde alles gedreht, gefräst und gebohrt. Zusammen haben wir dann auch den Beton im Boden versenkt, zylinderförmig 80 cm tief und 40 cm im Durchmesser. Die eigentliche Säule besteht aus einem mit Beton gefüllten KG-Rohr DN150, das 70 cm über dem Bodenniveau endet. Außerdem wurde im Beton ein Leerrohr für die unterirdische Kabelführung zum Fahrradunterstand gelegt. In den weichen Beton wurde oben im KG-Rohr der Teleskopadapter gesteckt.
Nach einer Woche Durchtrocknung konnte die Montierung aufgesetzt werden. In der Zwischenzeit war auch die Holzeinhausung fertiggestellt. Jetzt brauchte ich nur noch eine klare Nacht für’s Einnorden.
Danach war die (Beobachtungs-)Welt einfach. Ganze 20 Minuten benötige ich jetzt vom Entfernen der Einhausung über das Aufsetzen des Teleskops und Anschließen der verschiedenen Instrumente bis zum Anfahren eines Himmelsobjekts.
Zum Schluss eine kleine Bildergalerie vom Werdegang der Teleskopsäule: