Aus 1,5 Stunden wurden fast 2,5 Stunden. Das war keine Zeitdehnung, wie Einsteins Relativitätstheorie sie voraussagt. Aber im weitesten Sinn hatte dies doch mit Einstein zu tun, denn wir von kosmos-os waren am 28.11.2025 zu Besuch beim Gravitationswellendetektor GEO600 in der Nähe von Sarstedt bei Hannover. Diese Forschungseinrichtung gehört zum Albert-Einstein-Institut der Max-Planck-Gesellschaft. Beginn unseres Besuchs war um 10:30 Uhr mit einer vorgesehenen Dauer von 1,5 Stunden. Die kundige Führung durch Herrn Dr. Benjamin Knispel brachte uns nicht nur die Thematik vertieft nahe, sondern auch die Begeisterung für seine Arbeit konnten wir deutlich spüren. So trauten wir uns, reichlich Fragen zu stellen. Dies war der Grund, dass sich unsere Besuchsdauer auf 2,5 Stunden dehnte.
Die fünf aktuell in Betrieb befindlichen Gravitationswellendetektoren sind zwei LIGO-Geräte in den USA, Virgo in Italien, KAGRA in Japan und GEO600 in Deutschland. In enger Kooperation wird an diesen Standorten mit Hilfe von Gravitationswellen das Weltall erforscht. Hierbei werden Laserstrahlen über große Distanzen (600 m bis zu 4 km) geschickt, um (sehr, sehr kleine) Veränderungen der zurückgelegten Strecken, verursacht durch Gravitationswellen, zu registrieren (1).
Mit diesen Großgeräten steht seit wenigen Jahren neben den elektromagnetischen Detektoren wie z.B. optischen Teleskopen, Radioteleskopen oder Gammateleskopen ein völlig neues Fenster zum Weltall offen. Seit 2015 gibt es mehr und mehr Entdeckungen, die das bisher gültige Bild des Kosmos an entscheidenden Stellen verändern. Als Beispiel sei die Entdeckung von schwarzen Löchern mit mehr als 200 Sonnenmassen genannt. Nach bisheriger Vorstellung dürfte es solche Objekte gar nicht geben. Natürlich geht die Entwicklung in diesem Bereich der Astronomie rasant weiter. So ist für das nächste Jahrzehnt ein Gravitationswellendetektor (LISA (2)) im Weltraum geplant, bei dessen Bau auch wieder das Albert-Einstein-Institut ein wichtiger Partner ist.
Wir waren also bei GEO600 an der vorderen Spitze der modernen Astronomie. Umso spannender erlebten wir die Details des apparativen Aufbaus und der messtechnischen Besonderheiten am äußersten Rand des Möglichen. Besonders erfreulich war, mit welcher Offenheit uns die beeindruckende Technik gezeigt und erklärt wurde – Grundlagenforschung im besten Sinn, offen für alle. Gravitationswellenastronomie hat für uns eine sehr anschauliche Bedeutung bekommen.

Bei unserer Ankunft am GEO600. Außen sah es noch unscheinbar aus. Das sollte sich ändern!
Die Regenpause nutzten wir für ein Foto. Links im Bild sieht man im Hintergrund die Abdeckung von einem der beiden Kanäle, in denen die jeweils 600 m langen Edelstahl-Vakuumröhren verlaufen. In diesen wird der Laserstrahl geführt, mit dessen Hilfe Gravitationswellen gemessen werden.
Aufnahme: Thomas Kunzemann

Aufnahme: Achim Tegeler

Aufnahme: Thomas Kunzemann

Hier wird der Laserstrahl erzeugt, in die beiden Röhren ausgesendet und empfangen. Das Licht bewegt sich vollständig im Vakuum.
Aufnahme: Gerold Holtkamp

Aufnahme: Gerold Holtkamp

Aufnahme: Thomas Kunzemann

Aufnahme: Thomas Kunzemann
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Quellen und weitere Infos:
[1] GEO 600 https://www.geo600.org/
[2] LISA https://www.aei.mpg.de/872209/laser-interferometer-space-antenna-lisa
