Kleiner Mondspaziergang

In der Südregion des Mondes um den Krater Tycho herum


Thomas Grunge, 26. Dezember 2020

Wie an fast jedem Jahresende machen uns die Wolken zu schaffen. Es gilt, jede Gelegenheit zu nutzen. Am 25.12.2020 ergab sich eine kurze Wolkenlücke. Der zunehmende Mond, Mondalter ca. 10.5 Tage, stand günstig am Himmel. Deshalb nutzte ich die Situation, um den Mond aufzunehmen. Es zogen gelegentlich Wolkenfetzen durch, zwischen denen ich ein Mondvideo von 1000 Bildern aufnehmen konnte.
Bei genauer Betrachtung des fertigen Bildes vielen mir viele geologische Strukturen auf der Mondoberfläche auf, die ich kurz vorstellen möchte. Wer Genaueres über die Geologie des Mondes erfahren möchte, dem empfehle ich folgenden Link auf Wikipedia.

Bildfeld ca. 16.5’x11.0‘. Sichtbare Mondoberfläche etwa 2450x2000km. Aufnahme am 25.12.2020, 19:49 Uhr MEZ in Dissen am Teutoburger Wald mit 6 Zoll Maksutov, 1500mm Brennweite, Kamera QHY178m, Stack aus 250 Aufnahmen, Autostakkert, Registax, Gimp.
TYCHO

Im Süden des Mondes findet sich ein außergewöhnlicher Krater, der Strahlenkrater Tycho. Mit 85 km Durchmesser ist Tycho eigentlich nur ein mittelgroßer Krater. Dennoch überragt er alle anderen Krater aufgrund seiner weit ausgedehnten Strahlen, die sternförmig vom Kraterrand wegführen. Die Strahlen sind Relikte eines heftigen Einschlags eines etwa 10 km großen Meteoriten. Der mächtige Meteorit komprimierte und schmolz die erstarrte Mondoberfläche im Augenblick des Aufpralls und verteilte riesige Mengen emporschießender Materie als hellen, strahlenförmigen Auswurf bis zu 1.800 km über die Mondoberfläche hinweg. Die enormen Distanzen gehen natürlich auch auf das Konto der geringen Anziehungskraft des Mondes, die nur ein Sechstel der Erde beträgt. Aufgrund seines Alters von nur 109 Millionen Jahren zählt Tycho zu den jüngsten Kratern auf dem Mond. Die Tiefe von 4.850 m beeindruckt, ebenso der Zentralberg mit einer Höhe von knapp 1.600 m. Benannt ist der auffallend helle Krater nach dem dänischen Astronomen Tycho Brahe, der Ende des 16. Jahrhunderts in Dänemark und Norwegen besonders genaue Beobachtungen und Berechnungen der Planetenbahnen durchführte. [3]

Rillen und Störungen

Durch die seitliche Beleuchtung des Mondes treten im Gebiet westlich vom Tycho viele geologische Formationen plastisch hervor. Es handelt sich hauptsächlich um Rillen (Rima) und Störungen (Rupes).
Gerade Rillen sind durch geologische Störungen entstanden und entsprechen den tektonischen Gräben und Grabenbrüchen auf der Erde. Sie sind meistens mehrere 1000 Meter breit und hunderte von Kilometern lang. Ihre Tiefe beträgt bis zu 400 Meter.[1]
Gewundene Rillen erinnern stark an irdische Flüsse, zumal sie in höher gelegenem Terrain beginnen und offensichtlich dem Gefälle folgen. Da es jedoch nie flüssiges Wasser auf dem Mond gab, gehen sie sehr wahrscheinlich auf Lavaströme zurück, die mit dem Mare-Vulkanismus in Zusammenhang stehen. Teilweise handelt es sich wohl auch um Lavaröhren, deren Decke abschnittsweise oder komplett eingestürzt ist. An den oberen Enden dieser mehrere 100 Kilometer langen Rillen finden sich oft kraterähnliche Depressionen.[1]

Dome

Das sind kleine Erhebungen in den glatten Ebenen der Mondmaria, die einen Durchmesser von wenigen Kilometern besitzen und nur einige hundert Meter hoch sind. Da die Gebilde sehr flach sind, werfen sie nur einen relativ kurzen Schatten, was ihre Beobachtung erschwert. Es sei denn, sie liegen in der Nähe der Tag-Nacht-Grenze des Terminators.

RIMA HESIODUS


Rillen

In der Nord-West-Region um den Krater Tycho befindet sich die Rima Hesiodus. Eine sehr große, gerade verlaufende Rille nordwestlich des Kraters Hesiodus, ca. 300 km lang und 3 km breit. Der Verlauf der Rille wird durch einige Krater, wie beispielsweise Krater Cichus N (8 km Durchmesser) in der Mitte der Rille, unterbrochen. Sie endet im Palus Epidemiarum nördlich von Capuanus.

RUPES RECTA / RIMA BIRT

Störungen

Rupes Recta: Ca. 110 km lange Störung am Ostrand des Mare Nubium. Die Störung fällt nach Westen ca. 300 m mit einer Neigung von ca.7° ab. Sie verbindet Thebit D im Norden mit kleineren Bergen in Süden. In der aktuellen Aufnahme liegt der Hang im Schatten. Bei zunehmenden Mond erscheint die Störung hell, da auf dem Hang helles Material abgelagert ist.
Rima Birt: Schmale gebogene ca. 50 km lange und 1,5 km breite Rille, die den länglichen Krater Birt E im Norden mit dem Krater Birt F (3 km Durchmesser) westlich von Krater Birt verbindet.

DOME KIES PI

Einer der Dome, die sehr leicht zu finden sind, ist Kies Pi mit einem Durchmesser von elf Kilometern. Er liegt im Mare Nubium westlich des 44 Kilometer großen und von Lava überfluteten Kraters Kies. Messungen seiner Schattenlänge ergaben, dass der Dom etwa 150 Meter hoch ist. Bei sehr guten Beobachtungsbedingungen und exzellenter Fernrohroptik können Sie möglicherweise auch seinen gerade mal 1,3 Kilometer kleinen Gipfelkrater erkennen. Einzelne Dome wie Kies Pi kommen nur selten vor, denn meist treten sie in Gruppen auf. [2]

Quellen
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Mondrille
[2] https://studylibde.com/doc/11883543/dome-auf-dem-mond%3F
[3] http://sternwarte-passau.de/?p=762

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