– Eine Aufnahme aus meinem Garten in Osnabrück –
Beitrag von Dr. Gerold Holtkamp, 9. Mai 2025
Am 26. April 2025 gelang mir eine Aufnahme, die einen Bereich an der Grenze zwischen dem Sternbild Jagdhunde und dem Sternbild Haar der Berenike zeigt. Es ist wohl die unspektakulärste Aufnahme, die ich je gemacht habe. Unter den erkennbaren Sternen bzw. Objekten ist allerdings auch mein persönlicher Rekordhalter: Der Quasar TON 618 (RX J1228.4+3128)! Er ist, was Masse und absolute Leuchtkraft angeht, ein wahres Monster, denn den innersten Kern von TON 618 bildet ein sog. supermassereiches Schwarzes Loch.
Aus der sehr starken Verbreiterung seiner Spektrallinien (gemessen z.B. Hβ) wird auf eine extrem hohe Geschwindigkeit des auf das Schwarze Loch stürzende und dabei leuchtende Gas geschlossen*. Es werden Geschwindigkeiten von über 10.000 km/s genannt [1]. Mit der daraus geschätzten Masse von über 60 Milliarden Sonnenmassen zählt das Schwarze Loch im Zentrum von TON 618 zu den größten bislang entdeckten Schwarzen Löchern.
Aus der über die Rotverschiebung von z = 2.22 ermittelten Entfernung (Laufzeit des Lichts) von 10,8 Mrd. Jahren und der scheinbaren Helligkeit von 15,87 mag (vis) schätzt man ab, dass TON 618 über 140 Billionen Mal so hell wie die Sonne leuchtet und damit eines der hellsten bekannten Objekte im Universum ist [2].
Der Durchmesser des sog. Ereignishorizonts von TON 618 misst ungefähr 390 Milliarden Kilometer. Damit hat das Schwarze Loch von TON 618 einen etwa 40 mal so großen Durchmesser wie unser Sonnensystem [3]!
Um die „spektakuläre“ Aufnahme zu erhalten, habe ich folgende Technik in meinem stadtnahen Garten in Osnabrück eingesetzt:
Teleskop: Newton 250/1200
Kamera: QHY268M
Aufnahmen:
Luminanz 42 x 180 s
Rot, Grün, Blau je 14 x 180 s
Das ergibt eine 4,2 Stunden Gesamtbelichtungszeit.
Bearbeitet habe ich die Aufnahme mit AstroArt und Paintnet.

Links neben dem Quasar ist die Galaxie UGC 7604, die von der Seite zu sehen ist, schwach zu erkennen. Mit einer Rotverschiebung von z = 0,023 [4] und daraus berechneter Lichtlaufzeit von ca. 300 Mio. Jahren [5] ist sie im Vergleich zu TON 618 schon fast unser „Nachbar“.

Rektaszension 12h 28m 25s | Deklination +31° 28′ 38″
Quelle: Stellarium
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Der sog. Dopplereffekt bewirkt, dass das Licht, das von einem bewegten Objekt ausgesendet wird, in seiner Wellenlänge verändert ist. Kommt das Objekt auf uns zu, ist die Wellenlänge verkürzt, entfernt es sich von uns, ist die Wellenlänge vergrößert. In der sog. Akkretionsscheibe eines Quasars gibt es in dem turbulenten Gas beide Fälle, so dass die jeweiligen Emissionslinien der verschiedenen Gase aufgeweitet erscheinen.
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[1] O. Shemmer et al, THE ASTROPHYSICAL JOURNAL, 614:???–???, 2004 OCTOBER 10, https://arxiv.org/pdf/astro-ph/0406559
[2] NASA/IPAC Extragalactic Database, https://ned.ipac.caltech.edu/cgi-bin/nph-objsearch?objname=RX%20J1228.4%2B3128&extend=no&out_csys=Equatorial&out_equinox=J2000.0&obj_sort=RA+or+Longitude&of=pre_text&zv_breaker=30000.0&list_limit=5&img_stamp=YES
[3] https://www.guinnessworldrecords.com/world-records/76251-heaviest-black-hole?utm_source=chatgpt.com
[4]https://simbad.u-strasbg.fr/simbad/sim-id?Ident=UGC+7604&NbIdent=1&Radius=2&Radius.unit=arcmin&submit=submit+id
[5] https://astro.goblack.de/Theorie/t_tools.html