Bericht von Thomas Grunge, 3.10.2022
In den Sommermonaten Juni bis August steht das ausgedehnte Sternbild Draco (Drachen) besonders hoch am nördlichen Himmel. Es umschließt den kleinen Bären mit unserem Nordpolarstern um mehr als 120°. Nördliche Breiten ab dem 50. Breitengrad zeigen das Sternbild zircumpolar. So ist eine gute Sichtbarkeit auch zu Winterbeginn gegeben. Im Sternbild Draco findet man Exoplaneten, die besonders hell sind. Sie lassen sich daher gut mit kleinen Öffnungen photometrieren.
Der Exoplanet Qatar-10b ist recht neu. Er wurde erst 2019 entdeckt und als solcher bestätigt.
Etwa 1823 Lichtjahre von uns entfernt umkreist der Exoplanet Qatar-10b den Stern UCAC3 320-60170 . Der Stern hat die spektroskopischen Klassifizierung F7V und besitzt eine visuelle Helligkeit von V 12.8 mag. Mit einer effektiven Oberflächentemperatur von ca. 6125K ist er rund 500K heißer als unsere Sonne.
Qatar-10b ist ein sogenannter „Hot Jupiter„. Seine sehr hohe mittlere Oberflächentemperatur von ca. 2000K ist auf den geringen Abstand zum Heimatstern zurückzuführen. Dieser beträgt lediglich 0,0286 AU (4,3 Mio km). Unser Merkur ist 0,39 AU (58 Mio km) von der Sonne entfernt.
Qatar-10b umkreist seinen Heimatstern in nur 1,65 Tagen auf einer Umlaufbahn, die 14,1° zu unserer Sichtlinie geneigt ist. Von der Erde aus gesehen wandert er deshalb vor seinem Heimatstern vorbei. Bei diesem sogenannten „Transit“ wird die Helligkeit des Sterns für ca. 2.5 Stunden leicht abgesenkt.
Im Vergleich mit Jupiter ist Qatar-10b ca. 50% größer, besitzt aber nur 73% der Jupitermasse.
Seit einigen Jahren benutze ich für Exoplanetenjagd und Variablenphotometrie einen 7″-Maksutov F/10 in Verbindung mit einer SBIG St10xme auf einer Losmandy G11 Montierung. Ein Setup, das sich bewährt hat, und innerhalb von 10 Minuten aufgebaut ist. Das Teleskop lässt sich dann bequem von der warmen Couch bedienen (Couchobserver ;-)).
Die Steuerung und Aufnahmen erledigt AstroArt8.
Die genaue Transitvorhersage kann auf astro-swarthmore.edu abgerufen werden.
Aufnahmen:
Von 20:30 Uhr, den 02.10.2022 bis 01:40 Uhr
75×240 s Lights 1×1 @-15°C Luminanzfilter,
10×240 s Darks,
10×5 s Flats,
10×5 s Flatdarks.
Auswertung:
Mit Muniwin wurde die Aufnahmeserie verarbeitet und die Lichtkurve erstellt.
Mit dieser Software kann auch der passende Datensatz für die „Exopanet Transit Database“ erstellt werden.
Die Lichtkurve des Transits von Qatar-10b wurde in die „Exopanet Transit Database“ eingestellt.
Aus den eigenen Messungen werden hier z.B. Planetenradius, Transitdauer und Transitmittelpunkt, Inklination und Systemgeometrie berechnet.
Außerdem besteht die Möglichkeit, die eigenen Messung zu vergleichen und einzuordnen.
Die untere Abbildung zeigt die Differenz des eigenen Transitmittelpunktes (blau) zum berechneten Transitmittelpunkt. Es ist eine positive Differenz zu erkennen.
Weiterhin stimmt die eigene Messung gut mit den anderen Messungen überein.
Ich werde die Photometrie von Qatar-10b in einem Jahr wiederholen, um zu sehen, ob sich die Differenz weiter vergrößert oder sie sich wieder verkleinert. Ergeben sich zum Beispiel über längere Zeit periodische Veränderungen in dem Diagramm, ist ggf. ein weiterer Exoplanet im Spiel. Es bleibt spannend!
Auch wenn es schon ein wenig Routine geworden ist, begeistert mich die Exoplanetenjagd immer noch. Als Amateur können wir so die Messungen der Profis nachvollziehen. Mit der Veröffentlichung der eigenen Daten in Datenbanken können auch Amateure einen kleinen Beitrag zur Forschung leisten.
Grüße aus den „unendlichen Weiten“