Venusbedeckung am 09.11.2023

Bericht über die Venusbedeckung durch den Mond am 09.11.2023

Dr. Achim Tegeler, 09.11.2023


Im September 1970 brachte der kanadische Singer und Songwriter Neil Young auf seinem Album „After the Gold Rush“ den Song „Don’t let it bring you down“ – „Lass‘ dich nicht unterkriegen“ – heraus. Dieses Motto ist eine grundsätzlich gute Einstellung für jeden Astronom in Norddeutschland. Die Bedeckung der Venus durch den Mond zu beobachten, wäre ein tolles Event gewesen, wäre da nicht die venusgleich geschlossene Wolkendecke über Osnabrück, die in dichten Schwaden einen Blick in den Weltraum verhinderte. Aber der Anlass allein ist es wert, einen Bericht über den Versuch einer Beobachtung zu schreiben – wir lassen uns doch nicht unterkriegen!


Die Erde bewegt sich auf einer bestimmten Bahn um die Sonne und spannt dabei eine Ebene auf, die als Ekliptik bezeichnet wird.[1] Alle Planeten und auch der Erdmond bewegen sich auf ihren Bahnen mit kleinen Abweichungen auf mehr oder weniger dieser gemeinsamen Ebene.[2] Dass es kleinere Abweichungen von dieser Ebene gibt, ist leicht daran zu erkennen, dass wir nicht jeden Monat bei Vollmond eine Mondfinsternis sehen, bei der ja der Mond in den Erdschatten gerät, wenn Erde und Mond in einer Richtung zur Sonne – also in Konjunktion – stehen. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Planeten durch den Erdmond bedeckt werden.


Am 09.11.2023 ist es wieder soweit – der Mond wird vormittags ab ca. 10:48 MEZ vor der Venus herziehen und sie dabei für etwa 73 Minuten bedecken. Dabei wurde die zu ca 59% beleuchtete Venus von der beleuchteten Seite des Mondes (abnehmender Mond) verdeckt und entsprechend an der unbeleuchteten Mondseite wenige Sekunden nach 12:00 Uhr wieder sichtbar werden. Die Entfernung der Venus liegt dann bei 122 Mio km, während der Mond zu dem Zeitpunkt nur etwa 397000 km von der Erde entfernt ist. Obwohl die Venus mit ihren über 12000 km Durchmesser genauso wie die Erde fast dreieinhalb mal so groß ist wie der Mond, wirkt sie durch den über 307-fachen Abstand von der Erde im Vergleich zum Mond geradezu winzig hinter dem scheinbaren Giganten, der sie bedeckt.

Venus am 09.11.2023 um 10:48:46 Uhr kurz vor der beginnenden Bedeckung durch den Mond von Osnabrück aus gesehen – virtuelle Abbildung mit Stellarium [3] erstellt
Venus am 09.11.2023 um 12:01 kurz nach der Bedeckung durch den Mond von Osnabrück aus gesehen – virtuelle Abbildung mit Stellarium [3] erstellt

Da die Okkultation am Tage stattfindet (die Sonne steht dann ca. 45° östlich der Venus und auf ca 18° Höhe), ist die Venus vor dem Tageshimmel mit bloßem Auge nicht zu sehen – es muss also mit einem Teleskop größerer Brennweite beobachtet werden.

Ich plante dafür mein Celestron C11 mit einer Brennweite von 2800 mm plus 2x Barlowlinse (also 5600 mm effektive Brennweite) und einem Orangefilter (TS W21 570 nm) zur Hervorhebung der Venus am blauen Tageshimmel.

Als Kamera sollte eine Sony NEX 6 alpha mit 16,7 Megapixeln und APS-C Sensor zum Einsatz kommen. Soviel zur Theorie…. denn:

Die Wettervorhersagen waren eher deprimierend und gaben am Vortag für den besagten Zeitraum 100% Wolkenbedeckung an:



Leider kam es wie vorhergesagt  – alle Vorbereitung half nichts – die Wolken über Osnabrück waren unerbittlich. Es gab keine Chance zur Beobachtung der Bedeckung.

09.11. 10:48 – kurz vor der Venusokkultation – Hier ist definitiv weder Venus noch Mond sichtbar

Die nächste von Osnabrück aus beobachtbare Venusbedeckung durch den Mond wird erst in ca. 2 Jahren stattfinden, nämlich am 19.09.2025 ab ca. 14:00 Uhr. Wir werden es natürlich wieder versuchen…


[1] Die Ekliptik ist tatsächlich als die Bahn des gemeinsamen, noch im Innern der Erde liegenden Schwerpunkts des Erde-Mond-Systems definiert. Deshalb wandert die Sonne von der Erde aus gesehen nicht ganz exakt auf der Ekliptik, sondern ihre ekliptikale Breite schwankt im Monatsrhythmus um etwa ±0,7“ um den Mittelwert.


[2] Mit etwas über 7°Abweichung der Orbitebene von der Ekliptik zeigt Merkur die größte Abweichung aller Planeten. Der Zwergplanet Pluto zeigt allerdings mit über 17° die größte Abweichung  von der Ekliptik.


[3] Stellarium ist eine frei download- und nutzbare Planetariumssoftware, die wir jedem astronomisch Interessierten ans Herz legen können. Mehr Informationen und eine Downloadmöglichkeit gibt es unter: https://stellarium.org

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