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WHAT – Westhavelländer Astro Treffen 2023

Wer meint, Astronomie findet draußen in der kalten Nacht statt, kennt nicht Gülpe im Westhavelland. Dort findet alljährlich das WHAT – Westhavelländer Astro Treffen statt. Gülpe liegt in einer der dunkelsten Gegenden Deutschlands. Dieses Jahr fand das WHAT vom 18. bis 20.08.2023 statt. Wir waren sogar schon am 14.08. angereist und bis zum 21.08. geblieben. Man wohnt auf einem alten Sportplatz im Zelt oder Wohnwagen – wenn man zweckentfremdete Transporter so nennen will. Wir hatten alles: Regen, Sonne und sogar Morgennebel, aber immer bei hohen/sehr hohen Temperaturen. Es war halt Sommer. Zwar gab es viele Wolken in der Nacht und auch Regen, aber zum Glück auch zwei fast vollständig klare Nächte.


Teleskope und blauer Himmel
Das Wetter (nicht nur) am 16.08.

Die Regenwolken hatten uns offenbar klar im Fokus,

wobei wir auf der Beobachtungswiese noch Glück hatten – in umliegenden Gemeinden haben Windhosen und Sturmböen erhebliche Schäden angerichtet.


Morgens war dann die Luftfeuchtigkeit deutlich „erhöht“ bevor die Sonne tagsüber wieder die Oberhand gewann – Gewächshausatmosphäre garantiert!

Eingepackte Teleskope und Morgennebel
Regenbogen über der „Zeltburg“

Die Tage vergingen mit Vorbereitungen für die Nacht. Da wir vor allem fotografische Aufnahmen geplant hatten, war die technische Ausrüstung entsprechend umfangreich. Wie immer in der praktischen Anwendung tauchen hier und da Probleme auf, mit denen man bei der Vorbereitung der Reise nicht gerechnet hatte. So hatten wir anfänglich mit dem WLAN, mit dem wir drahtlose Verbindungen zu unseren Teleskopen aufbauen wollten, Verbindungsschwierigkeiten. Als Grund stellte sich die große Anzahl der WLAN-Sender auf dem Sportplatz heraus. Also wurde alles auf Kabelverbindung umgebaut.


Gerold hatte in der ersten der zwei klaren Nächte wegen der Nähe zur Havel starke Taubildung als Haupthindernis. Die Kamera, die nicht nachgeführte Daueraufnahmen des Himmels machen sollte, um sog. Sternspuren zu erhalten, war bereits nach einer halben Stunde beschlagen. Die Objektivheizung hatte nicht funktioniert, weil sich der Akku unerwartet schnell entladen hatte. Darum gab es nur kurze Sternspuren.


Sternspuren
Technische Daten: Canon 6D, 14 mm Brennweite, 18×60 s Belichtung, Software Startrails

Das Deep Sky Objekt in dieser Nacht sollte der Wizard-Nebel sein. Es wurde hierfür wurde mit einem Reflektor ein grundsätzlich anderer technischer Aufbau verwendet. Auch hier machte sich beim Fangspiegel nach ca. 1,5 Stunden Tau bemerkbar, der in den Aufnahmen für inakzeptable Unschärfe sorgte. Der Aufnahmezyklus musste abgebrochen werden. Zur Behebung des Problems ist eine Heizung des Fangspiegels geplant und eine große Taukappe.


Wizard-Nebel
Technische Daten: Teleskop Newton 250/1200, LRGB-Antlia-Filter, Kamera QHY268M – Gain 20, Offset 20, Chiptemperatur -6° C, L 42×60 s, RGB je 14×60 s

Für die zweite klare Nacht – leider auch schon die letzte – sollte der Cirrus-Nebel im Schwan das Ziel sein. Der Tau war hierbei kein Problem, denn es wurde ein Refraktor mit beheiztem Objektiv verwendet. Aber der Fehlerteufel ließ nicht locker. Die Feinnachführung wollte sich einfach nicht mit der Montierung verbinden. Es wurde zwar ca. eine Stunde ohne Autoguiding belichtet, das Ergebnis war aber leider nicht akzeptabel. Kleiner Trost: Zwei Nächte später in Osnabrück klappte alles problemlos! Siehe hierzu „Der Cirrus-Nebel im Schwan“ auf dieser Homepage.


Achim hatte mit seinem 130er APO die Dreiecksgalaxie auf der Agenda. Aber auch hier hatte die WLAN Verbindung aufgrund der vielen unterschiedlichen Netze all der WHAT-Teilnehmer erhebliche Probleme. Auch der Wechsel auf LAN-Kabel zur Fernsteuerung brachte nicht die optimale Lösung, weil das Autoguiding (PHD 2) auch über eine Drahtlosverbindung mit der Montierung (Skywatcher AZ-EQ6 GT ) kommuniziert. Die ältere Version der AZ EQ6 hat noch keine USB-Schnittstelle, sodass hier der WLAN-Adapter eigentlich eine gute Idee ist – es sei denn, sehr viele haben am gleichen Ort die gleiche Idee. Daher stieg die Autoguiding Kamera regelmäßig aus – viele Einzelaufnahmen mussten daher „entsorgt“ werden.


Achims Aufbau (910mm f/7 APO) wartet auf die Sterne


Durch die vielen „Hänger“ des Autoguidings kam es in vielen Bildern zu Doppelbelichtungen und den gefürchteten Osterei-Sternen. Trotzdem wurde aus dem dürftigen, brauchbaren Rest ein Bild der Dreiecksgalaxie zusammengestellt. Dafür, dass in dieser Nacht so gut wie jede Technik zunächst Probleme machte, kann man mit dem Ergebnis ganz zufrieden sein.


Dreiecksgalaxie M33
Technische Daten: Teleskop APO 910mm f/7, LRGB-Antlia-Filter, Kamera QHY268M – Gain 50, Offset 30, Chiptemperatur -6,5° C, L 21x120s, RB je 6x120s G7x120s


Thomas war spektroskopisch unterwegs.



Am Tag hat er die Sonne mit dem selbstgebauten Spektroheliograph SolEx in unterschiedlichen Wellenlängen abgelichtet.



In der Nacht wurde das Sternbild Leier spektroskopiert. Von den fünf Sternen Vega, ZET01 Lyrae, DEL02 Lyrae, Gamma Lyrae und Beta Lyrae wurden mit dem Spektrograf Alpy600 Spektren gewonnen. Zusätzlich wurde der planetarische Nebel M57 spektroskopiert.


5 Spektren aus Sternbild Leier

Ein Bericht über die Spektroheliographie und die Spektren der Sternbilder wird in Kürze in der Rubrik „Spektroskopie“ veröffentlich.


Alles in allem war das WHAT 2023 trotz des Regens, der vielen Gewitter, der am Tage herrschenden brütenden Hitze und der wenigen Stunden klaren Nachthimmels ein gelungenes Erlebnis. Wir konnten uns mit anderen Astro-Begeisterten austauschen, aus den technischen Problemen lernen und hatten wie unser Astro-Kollege Werner Wöhrmann sichtlich Spaß an der Astronomie


Werner genießt den Blick durch’s Teleskop (Foto: Werner Wöhrmann)

– was will man mehr?