Und es bewegt sich doch…

Bericht über den Bau eines Transportwagens für ein 12″ Dobson Teleskop

Dr. Achim Tegeler, 12.02.2024


Wer schon einmal ein 12“ Dobson Goto Teleskop incl. Rockerbox und diversen Zusatzteilen wie Stromversorgung, Sucherteleskop usw. transportieren musste, weiß, dass man das Gewicht auch zu zweit nicht unbedingt viele Meter weit tragen möchte. Als eine Person allein ist ein Transport nur möglich, wenn man alle Teile einzeln transportiert, es sei denn man hat eine Konstitution wie Chuck Norris, Arnold Schwarzenegger oder Bud Spencer oder lebt unter den Gravitationsbedingungen wie auf dem Mond, was bisher auf mich nicht zutrifft. Ein Wagen muss her…


Bei unseren Sternstunden sind wir immer wieder in der Stadt oder im Landkreis unterwegs und besuchen verschiedene Orte mit einem oder gleich mehreren Teleskopen. Da ist es natürlich ganz wunderbar, wenn man die schwereren Brocken nicht tragen, sondern einfach auf Rädern ziehen kann. Also wuchs der Wunsch nach einem Transportwagen, der das immerhin ca. 40kg schwere Dobson Teleskop mobil macht. Dabei sollte der Wagen möglichst klein und leicht sein, sodass er im Auto gut transportabel ist. Es gibt solche Wagen von diversen Herstellern zu kaufen, aber wie immer gilt für mich: Eigene Ideen umsetzen und selber bauen!


Die Rockerbox des Skywatcher 12“ Dobson steht auf drei Gummifüßen, die ein wackelfreies Aufstellen sicherstellen, jedoch auch immer im „Dreck“ der unterschiedlichen Böden stehen oder gar einsinken. Das Design des Wagens sollte also die drei Füße berücksichtigen, aber ein Verschmutzen der Füße verhindern. Als Material hatte ich Vierkantrohr in 20x30mm aus Stahl geplant, weil Stahl einfach und gut zu bearbeiten und zu verschweißen und dabei sehr stabil ist.

Für alle Achsen sollte 12mm Gewindestange aus Edelstahl genutzt werden. Als Räder fungieren klassische „Bollerwagen“-Räder mit Luftbereifung.

Zunächst wurde also das Grundgerüst gefertigt, in das die drei Gummifüße  der Rockerbox „eingreifen“. Das wird oft in runder Ausführung gemacht, ein Vierkantrohr rund zu biegen ist jedoch ohne eine Rollenbiegevorrichtung extrem schwer, sodass ich hier einen dreieckigen Rahmen realisiert habe. Dazu wurden die Stahlrohre „hochkant“ in einer Kaltsäge auf 30° geschnitten und anschließend zusammengeschweißt, wodurch sich ein gleichseitiges Dreieck mit den bekannten 60° Winkeln ergibt.



Da die Gehrungen bei Sägen i.d.R. nur bis 45° einstellbar sind, wurde hier mit einem 30° Winkelblock als Richtwinkel gearbeitet. Anschließend wurden die Teile WIG-verschweißt.



Der entstandene Rahmen passt genau um die drei Gummifüße der Rockerbox



Nun wurden die Achshalterungen für die Räder angesetzt. Dazu wurden einfach (12mm) durchbohrte Stücke der Vierkantrohre angeschweißt, sodass die Achsen darin gehalten werden können.



Außerdem sollte der gesamte Wagen incl. Rockerbox während der Beobachtung nicht auf den Rädern stehen, sondern auf Stützen, die auch dazu dienen sollten, das Ganze in die Waage zu bringen. Daher wurden noch zwei Ausleger neben den Achshalterungen angeschweißt, um dort entsprechende Stützen einschrauben zu können. Die Einschraubfunktion wurde durch eine an der Unterseite angeschweißte 12mm Mutter realisiert, die eine Gewindestange aufnehmen soll, welche dann gegen den Boden geschraubt wird..



Da der gesamte Wagen auf drei dieser Stützen möglichst stabil ruhen soll, müssen die Gewindestangen in den Muttern gekontert werden. Dazu wurden Konterscheiben aus Aluminium gedreht und mit einem 12mm Gewinde versehen. Für den  besseren „Grip“ wurden die Konterscheiben außen gerändelt, denn das „Aufbocken“ des Wagens soll ja ohne Werkzeug möglich sein.



So sehen die Stützen dann mit einem entsprechenden Knaufgriff aus.



Das lenkbare Vorderrad sollte während der Beobachtung mit dem Teleskop abmontiert sein, damit Rad und Deichsel möglichst nicht im Weg sind und bei Dunkelheit nicht zur Stolperfalle werden. Daher musste hier eine Konstruktion gefunden werden, die schnell und einfach an- und abmontierbar ist.

Ich habe mich für eine etwas unkonventionelle quer liegende Gabel entschieden die über eine angeschweißte Deichsel greift. Die Manövrierbarkeit des Wagens ist damit sicher nicht mehr optimal, weil der Drehpunkt der Gabel nicht über dem Rad liegt, dafür wird aber ein kleiner und kompakter Wagen ermöglicht.



Nun waren Räder, Stützen und Lenkung realisiert, fehlte nur noch die sichere und schnell lösbare Befestigung der Rockerbox auf dem Dreiecksrahmen, damit beim Transport auch über Kopfsteinpflaster und Bordsteine keine Gefahr besteht, dass das Teleskop samt Rockerbox vom Wagen fällt.

Ich wollte die Rockerbox unter keinen Umständen irreversibel verändern – Bohrungen schieden daher aus. Stattdessen habe ich eine Hakenkonstruktion entwickelt, die die Grundplatte der Rockerbox an drei Stellen gegen die Rahmenkonstruktion klemmt.

Damit beim Messen und Ausprobieren keine Kratzer an der Unterseite der Rockerbox entstanden, wurde mit kleinen Filzaufklebern als Abstandshalter auf den Stahlstreben gearbeitet, die später (nach dem Lackieren) gegen größere Filzpads gleicher Dicke getauscht werden.

Zwei der Haken sollten an der Rückseite des Wagens drehbar und festschraubbar sein. Die drehbaren Haken wurden aus Aluminium gefräst und mit einer Rändelschraube aus Messing angeschraubt. Dazu wurde eine M6 Schraube von unten durch das Vierkantrohr geführt.



Der dritte Haken sollte als Riegel an der Deichsel des Wagens realisiert werden und einfach durch die Konterscheibe der Stützschraube gehalten werden. Der Riegel wurde aus einem Stück verzinkten Stahls eines Konstruktionswinkels gebogen und mit einem Langloch für die Stützschraube versehen.



Der Zuggriff mit der Zugstange wurde aus 22mm Stahlrundrohr gefertigt. Dazu wurde einfach ein Ende des Rohres flach zusammengepresst, verschweißt und durchbohrt, um an der Achse des Frontrades verschraubt werden zu können.

An dem Griffende wurde ein entspr. Stück Rundrohr quer angeschweißt und mit Fahrradgriffen ausgestattet, damit es bei Kälte nicht ganz so kalte Finger beim Ziehen gibt.

Damit beim Aufsetzen der Rockerbox auf den Wagen der Gummifuß an der richtigen Stelle in den Winkel an der Deichsel „einrastet“, wurde die Position des Fußes mit farbigem Klebeband an der Grundplatte markiert.



Das Ganze wurde dann weiß lackiert und wird hoffentlich den gewünschten Zweck erfüllen. Der Einsatz bei unseren Sternstunden wird es zeigen…