Der De Mairan Nebel – M 43

Ein Beitrag von Werner Wöhrmann und Dr. Achim Tegeler, 05.04.2023


Der direkt an den Großen Orionnebel angrenzende De Mairan Nebel wird bei der Beobachtung der Gesamtregion um das Sternbild Orion oft gar nicht erwähnt. Doch er ist womöglich die Ursache für die spektakulär leuchtenden HII Regionen am Schwert des Orion.


Der Orion Molekülwolkenkomplex, der den großen Orionnebel M 42, den Pferdekopfnebel B 33, den Flammennebel NGC 2024 und viele weitere Objekte beinhaltet, ist auch Heimat des De Mairan Nebels, M 43 oder NGC 1982.

Dieser Nebel nordöstlich von M 42 wird durch eine bandförmige Struktur aus Gas und Staub optisch vom großen Orionnebel getrennt und erscheint daher als separates, leuchtendes Objekt – ein Emissionsnebel und eine H II Region wie auch M 42.  


Die Kontaktststelle zwischen M 43 und M42 mit den ionisierenden Sternen NU Orionis und Theta Orionis (Trapez) (Beschriftung bei Mouseover – Photo: Olaf Homeier)


Tatsächlich ist aber die Quelle, die das Gas in M 43 zum Leuchten bringt, eine andere als in M 42. Die Quelle der Strahlung ist der Stern NU Orionis (HD 37061). Dieser Stern stellt wohl mindestens ein Dreifachsystem dar, dessen Hauptkomponente in der Spektralklasse B0,5 V bis B1 V eingeordnet wird. Die Einzelkomponenten des Systems wurden durch Spektroskopie und Speckle Interferometrie entdeckt und charakterisiert [1] [2].

Der heiße Stern liegt zentral in der Molekülwolke in einer Entfernung von ca. 1300 Lichtjahren von der Erde und hat M 43 durch seine Strahlung von innen heraus ausgehöhlt.

Obwohl der Name NU Orionis dazu verleitet, sollte man aufpassen, NU Orionis nicht mit ν Orionis (griech. Buchstabe ν = n = Ny, HD 41753, oft als Nu geschrieben ) zu verwechseln, der sich ebenfalls im Orion befindet, jedoch als veränderlicher Doppelstern viel weiter im Norden auf halber Strecke zwischen Beteigeuze und Tejat (HD 44478) in den Zwillingen liegt und nur etwa 520 Lichtjahre von der Erde entfernt ist.  

Entdeckt wurde der Nebel 1731 von Jean Jacques d’Ortous de Mairan [3] – daher rührt auch der Name De Mairans Nebel. Charles Messier gab ihm 1769 die Nummer 43 in seinem Katalog – daher der Name M 43 [4].

Auch M 43 stellt wie M 42 und der Pferdekopfnebel ein Sternentstehungsgebiet dar, das aktuell sehr intensiv erforscht wird, um Informationen über den Sternentstehungsprozess und die Ausbildung von Planetensystemen zu gewinnen.

Fukui et al. 2018 legten eine Theorie vor, nach der M 43 und der immerhin 10 mal so große Orionnebel M 42 zwei Gaswolken sind, die vor etwa 100 Millionen Jahren miteinander kollidiert sind (Cloud-Cloud-Collision). Dabei soll sich aufgrund der hohen Geschwindigkeit eine Stoßfront ausgebildet haben, die die extrem heißen Sterne der Spektralklasse O in M 42 erzeugt hat. Damit wären die gewaltigen Sterne im Trapez im Zentrum des Großen Orionnebels überhaupt erst durch den Zusammenstoß mit dem „kleinen Bruder“ M 43 entstanden. Abgeleitet wurde diese Theorie von den gemessenen Geschwindigkeiten der Gase innerhalb des Molekülwolkenkomplexes, die eine Modellierung der Kollision möglich macht [5].

Obwohl M 43 heute als durch die bandförmige Staubwolke optisch abgetrennter Teil von M 42 betrachtet wird, so hat dieser Nebel wohl doch einen anderen Ursprung und ist, trotz seiner viel kleineren Ausdehnung und seiner geringen Sterndichte der Grund für die Existenz dieser faszinierenden Emissionsnebel am Schwert des Orion. Es lohnt sich also, diese beiden Objekte immer mal wieder unter „die Lupe“ zu nehmen.


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Quellen:

[1] Speckle Interferometrie https://www.mpifr-bonn.mpg.de/251223/speckle

[2] S. Simón-Díaz, J. García-Rojas, C. Esteban, G. Stasińska, A. R., López-Sánchez und C. Morisset “A detailed study of the H II region M 43 and its ionizing star” in Astronomy & Astrophysics,  Volume 530, June 2011

[3] Jean Jacques d’Ortous de Mairan https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Jacques_d%E2%80%99Ortous_de_Mairan

[4] Messier Katalog: https://archive.is/Rh9Y3

[5] Fukui et al. “A New Look at the Molecular Gas in M42 and M43: Possible Evidence for Cloud–Cloud Collision that Triggered Formation of the OB Stars in the Orion Nebula Cluster” in  The Astrophysical Journal, 859:166 (22pp), 2018 June 1