Der Orion und seine Umgebung

Ein Gemeinschaftsbeitrag von Werner Wöhrmann, Dr. Gerold Holtkamp, Thomas Grunge und

Dr. Achim Tegeler, 23.02.2024


Inspiriert durch unseren Astro-Kollegen Werner Wöhrmann, wollen wir nach und nach verschiedene interessante Objekte verschiedener Sternbilder in ihren einzelnen Aspekten näher beleuchten und uns ihre oft übersehenen Besonderheiten vor Augen führen.


Es gibt viele beeindruckend schöne Aufnahmen von astronomischen Objekten, die am nächtlichen Himmel zu finden sind. Dank der rasanten Entwicklung der Digitalfotografie und Computertechnik sind diese Aufnahmen nun auch für Amateure machbar. Hinzu kommt, dass die ebenfalls notwendige Teleskoptechnik mittlerweile zu halbwegs erschwinglichen Preisen zu haben ist, sodass die zweifellos umwerfenden Bilder des Hubble oder des James Webb Weltraumteleskops nicht die einzigen Bilder sind, die es genauer zu betrachten lohnt.

Denn diese Aufnahmen sind nicht einfach nur schön, sondern halten viele interessante Informationen bereit, auf die in Magazinen und Websites oft gar nicht eingegangen wird. Man sieht Sterne, man sieht Farben, man sieht Formen und Strukturen. Aber was genau sieht man da?

Sehr viel ist über astronomische Objekte bereits erforscht. Wenn man sich in gute Fotos solcher Objekte hineinvertieft, kann solch eine Astroaufnahme zu einem richtigen „Roman“ der entsprechend abgebildeten Region des Alls werden. Man bekommt einen tiefergehenden umfassenderen Blick und versteht besser, warum die gezeigten Objekte zum jetzigen Zeitpunkt so aussehen, wie sie aussehen und wie sie sich entwickeln werden. So eine Aufnahme kann also zu einer Reise durch Raum und Zeit werden, wenn man sich drauf einlässt.

Genau das wollen wir hier tun – eine Reise in das Sternbild Orion.

Zur räumlichen Einordnung dient ein Überblicksfoto der Region als Übersicht, und die einzelnen, auswählbaren Objekte werden in genauer beschreibenden Artikeln besprochen.


Das Sternbild Orion


In dieser Reihe stellen wir Objekte vor, die im Sternbild Orion zu sehen sind. Es ist ein Sternbild des Winterhimmels und Teil des Wintersechsecks. Das Wintersechseck stellt einen Asterismus dar, der sich aus sechs Sternen sechs unterschiedlicher Sternbilder zusammensetzt. Er besteht aus den sehr hellen Sternen Capella im Sternbild Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund und Pollux in den Zwillingen – am Himmel bilden diese Sterne ein schönes Sechseck, in dessen Mitte der Orion zu finden ist.


Das Wintersechseck über Osnabrück (bei Mouseover Beschriftung – Photo: Achim Tegeler)


Das Sternbild Orion selbst setzt sich aus gut sichtbaren, hellen Sternen zusammen, die den „Himmelsjäger“, wie das Sternbild auch genannt wird, gut erkennbar machen.


Orion Beteigeuze Bellatrix Meissa Alnitak Alnilam Mintaka Saiph Rigel M42 - Orionnebel B33 - Pferdekopfnebel M43 - De Mairan Nebel

Überblick über das Sternbild Orion (für mehr Infos Objekte anklicken – Photo: Thomas Grunge)


Die Schultern des Himmelsjägers bilden die Sterne Beteigeuze und Bellatrix. Beteigeuze ist ein sehr interessanter roter Überriese mit ca. 700- bis 1100-fachem Sonnendurchmesser (die Literaturangaben schwanken hier deutlich), einer Leuchtkraft zwischen dem 7.500- und 14.000-fachen der Leuchtkraft der Sonne und einer Masse zwischen 16,5 und 19 Sonnenmassen. [1]

Anders als man erwarten würde, ist Beteigeuze nur ca. 10 Millionen Jahre alt und verbraucht seine Fusionsmasse sehr viel schneller als unsere Sonne – der Stern wird daher auch sehr viel schneller sein „Lebensende“ erreichen als unsere Sonne. Sehr wahrscheinlich wird Beteigeuze in einer Supernova explodieren und in einem Neutronenstern oder sogar in einem schwarzes Loch enden. Die aktuell verfügbaren Daten lassen das aber in den nächsten 100.000 Jahren nicht erwarten. Vermutlich wird es erst in 1,5 Mio. Jahren zur Supernova von Beteigeuze kommen. [2]

Bellatrix gehört nicht zur Orion-Assoziation und ist uns mit nur 250 Lichtjahren Entfernung erheblich näher. Er ist ein bläulicher Riesenstern der Spektralklasse B2. [3]


Die Fußsterne des Orion bilden Rigel und Saiph . Anders als die Bezeichnung Beta Orionis für Rigel vermuten lässt, ist Rigel tatsächlich der hellste Stern im Sternbild Orion, während Alpha Orionis (Beteigeuze) nur der zweithellste ist. Rigel ist ein Mehrfachsystem. Die Komponenten A-B/C sind schon in kleinen Teleskopen als Doppelstern zu erkennen. Die Komponente A ist ein blauer Riesenstern der Spektralklasse B8.


Markant und gut erkennbar sind die drei in einer Linie liegenden Gürtelsterne Alnitak, Alnilam und Mintaka.

Alnitak ist ein Mehrfachsystem. Die A Komponente ist ein enger (spektroskopisch nachweisbarer) Doppelstern, dessen Natur erst im Jahre 2000 entdeckt wurde. [4]

Die Hauptkomponente, der Stern Aa, ist ein blauer Überriese der Klasse O9. Die Komponente B ist von A schon in kleineren Teleskopen visuell zu trennen.

Alnilam ist ebenfalls ein blauer Überriese der Spektralklasse B0. Er wird mit einer Entfernung von um die 1900 Lichtjahre beschrieben und wäre damit deutlich weiter entfernt als die anderen Sterne des Orion.

Der rechte Gürtelstern Mintaka stellt ein Mehrfachsystem dar und gehört zum offenen Sternhaufen Collinder 70, zu dem auch Alnitak gehört. Er ist wie Alnilam ein blauer Riesenstern der Klasse B0.


Hier weiterführende Beiträge zum Orion:






Quellen:

[1] [https://iopscience.iop.org/article/10.3847/1538-4357/abb8db/pdf]

[2] [https://science.nasa.gov/missions/hubble/what-is-betelgeuse-inside-the-strange-volatile-star/]

[3] Spektralklassen: https://de.wikipedia.org/wiki/Spektralklasse

[4] Hummel, White et al. „ζ Orionis A is a Double Star“ in: The Astrophysical Journal, Volume 540, Number 2

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